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Die Pflanze Senf

Die Senfpflanze gehört zu den Kreuzblütlern, eng verwandt mit Kohl, Rettich und Kresse. Seine gelben Blüten sind auf deutschen Feldern allerdings immer seltener zu finden: Lediglich Bio-Senfproduzenten setzen auf den regionalen Anbau, die meisten Senfsaaten kommen aus Kanada. Drei Sorten gibt es: Milden gelben Senf (Sinapis alba) und die schärferen braunen beziehungsweise schwarzen Senfe (Brassica juncea und Brassica nigra). 500.000 Körner ergeben ein Kilogramm Senf. Die Körner werden geschrotet, zermahlen und mit Salz, Essig, Wasser und Gewürzen zu einer Maische gemischt. Die Maische muss einen Tag ruhen, dann kann der Senf abgefüllt werden.

Das Geheimnis des Senfs

Das eigentliche Geheimnis des Senfs entfaltet sich in der Maische. Ein pures Senfkorn schmeckt nämlich zunächst einmal nach gar nichts: Erst wenn die Schale des Senfkorns gebrochen und mit Flüssigkeit in Berührung gebracht wird, können sich die ätherischen Senföle entfalten. Sie sind es, die dem Senf die Schärfe geben.

Im Korn sind die Senföle an Zuckerbausteine gebunden, die Senfölglycoside. Beim Einmaischen mit Essig und Wasser spaltet ein Enzym den Zucker ab, die Senföle werden freigesetzt und der Senf erhält seine charakteristische Schärfe. Aber Senföle machen den Senf nicht nur scharf, sondern auch gesund. Senföle sind sekundäre Pflanzenstoffe, sie besitzen gesundheitsfördernde Eigenschaften.

Die Kraft der Senföle

Der griechische Mathematiker Pythagoras meinte, dass Senf den Verstand schärfe. Zumindest regen die ätherischen Senföle die innersekretorischen Drüsen an und bringen den Verdauungsprozess so ordentlich in Fahrt: Der Speichelfluss nimmt zu, Gallen- und Magensäfte werden ausgeschüttet, der Darm beginnt zu arbeiten. Senföle besitzen außerdem antibakterielle Wirkung: Keime und Krankheitserreger im Körper werden bekämpft.

Senfauflagen gegen Muskel- und Gelenkschmerzen

Aber auch in der äußerlichen Anwendung haben die Senföle eine ganz erstaunliche Heilwirkung: Senfauflagen aus Senfmehl und Wasser werden seit Jahrhunderten bei rheumatischen Erkrankungen, Arthrose, Arthritis und Muskelschmerzen angewendet.

Senf gegen Krebs

In den letzten Jahren hat auch die Forschung den Senf entdeckt: Wissenschaftler an der Universität Freiburg haben herausgefunden, dass der regelmäßige Konsum von Senf das Krebsrisiko mindern kann. Die Probanden der Freiburger Studie sollten täglich 20 Gramm Senf zu sich nehmen. Dann wurde ihnen Blut abgenommen und das Blut mit Krebs erregenden Stoffen, sogenannten Karzinogenen, bombardiert.

Prof Volker Mersch-Sundermann, Zentrum für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinik Freiburg zur Senfstudie:
"Es war in der Tat so, dass wir gesehen haben, dass weiße Blutkörperchen, die von Probanden kamen, die vorher Senf konsumiert hatten, viel besser mit solchen gefährlichen Substanzen umgehen können, als dass bei weißen Blutzellen der Fall ist, von Personen, die keinen Senf konsumiert haben."

Das Ergebnis ist verblüffend: Die Blutzellen der Senfesser kamen besser mit den schädlichen Substanzen zurecht, als die Blutzellen der Kontrollgruppe, die keinen Senf gegessen hatte.

Senfmehlkompressen

Herstellung:
4 EL schwarzes Senfmehl (aus der Apotheke) in einer Schüssel mit körperwarmen Wasser verrühren. Den Senfbrei dick auf ein Papierküchentuch streichen und mit einem zweiten Küchentuch zudecken (damit die scharfen Dämpfe nicht die Atemwege reizen). Das Päckchen auf ein Leinentuch legen und so auf Brust, Rücken oder schmerzende Gelenke legen.

Dauer:
Mit 3 bis 5 Minuten beginnen, später bis auf 15 Minuten Auflagezeit steigern. Vorsicht: Der Senfbrei kann zu Verbrennungen auf der Haut führen. Lassen Sie sich die Anwendung am besten von einem Arzt zeigen.

Prof Dieter Melchart, Zentrum für Naturheilkunde, Klinikum Rechts der Isar, München:
"Arthrose ist ein schmerzhafter Prozess am Gelenk. Durch das Applizieren von Senf unmittelbar am Gelenk wird die Region erwärmt. Diese Wärmeleitung konkurriert mit der Schmerzleitung und dadurch wird erreicht, dass weniger Schmerzimpulse das Gehirn erreichen."

Die ätherischen Senföle reizen die Haut und regen so die Durchblutung der darunter liegenden Gelenke an. Tiefgehende Wärme breitet sich an der betreffenden Stelle aus, gestaute Stoffwechselprodukte werden abgeleitet, Entzündungen und Schwellungen klingen ab. Außerdem haben die Senföle eine schmerzstillende Wirkung, nach dem Prinzip der Gegenreizung: Die künstlich hervorgerufene Reizung an der schmerzenden Körperpartie konkurriert mit der Schmerzleitung. Da Wärme und Schmerz dieselben Rezeptoren haben, erreichen weniger Schmerzimpulse das Gehirn - der Schmerz lässt nach. Eine regelmäßige Anwendung verschafft Patienten mit chronischen Gelenkschmerzen oft über Wochen hinweg Linderung.

Allerdings ist Vorsicht geboten: Die stark hautreizenden Senföle können bei unsachgemäßer Anwendung schwere Verbrennungen hervorrufen. Bei Kindern unter sechs Jahren sollten Senfauflagen überhaupt nicht angewendet werden.

Senfauflagen bei Erkrankungen der Atemwege

Senfwickel und Senfkompressen wirken auch bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen und der oberen Atemwege. Die Senföle lösen den Schleim, wirken entzündungshemmend und keimtötend. Da die Senföle aber auch schwere Reizungen und Verbrennungen hervorrufen können, sollten Patienten für Auflagen an Brust, Rücken oder den Kiefernhöhlen auf jeden Fall den Arzt konsultieren.

Senfmehlfußbad gegen Erkältungen und Kopfweh

Eine Anwendung, die man gut zu Hause machen kann, ist ein Senfmehlfußbad. Die befreiende Wirkung der Senföle geht durch den gesamten Körper: Zwei Esslöffel Senfmehl in warmes Wasser gerührt, helfen bei Migräne, beginnenden Erkältungen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen und Atemwegserkrankungen. Kalte Füße werden warm, sogar Schlafstörungen und Depressionen können gemildert werden.

Prof Dieter Melchart, Zentrum für Naturheilkunde, Klinikum Rechts der Isar, München:
"Wir haben gute Erfahrungen bei Nasennebenhöhlen-Entzündungen, auch bei akutem Katarrh, also Erkältungen, die die Nasennebenhöhlen betreffen und die oberen Atemwege."

Senfmehl-Fußbad

Herstellung:
2 EL schwarzes Senfmehl für ein Fußbad bis zum Knöchel und 4 EL schwarzes Senfmehl für ein Fußbad bis zur Wade - in warmem Wasser verrühren.

Dauer:
15 bis 20 Minuten (eventuell heißes Wasser nachgießen, damit die Temperatur konstant bleibt). Nach der Anwendung die Füße gut mit klarem Wasser abwaschen.

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Autorin: Kirsten Z e s e w i t z, Ratgeber Gesundheit, Bayrischer Rundfunk, 2011


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